Schaut man auf die zurückliegenden Diskussionen um die NSA-Enthüllungen Edward Snowdens fällt auf, dass sprachliche Bilder eine wichtige Rolle im Kampf um die Deutungshoheit der Meinungen spielen. Gerade mit Blick auf die ambivalenten Deutungen seiner Rolle als „Verräter“ oder „Held“ lohnt sich ein kurzer Blick auf die Idee des framing, das eine Einbettung oder Etikettierung kommunikativer Botschaften oder Sachverhalte in subjektive Deutungsrahmen beschreibt.
Was kann ein Verhandlungsführer von einem Feldherren lernen? Teil 1 – Strategie
Auf den ersten Blick scheint ein Vergleich der Disziplinen Rhetorik und Kriegsführung unangemessen. Während beispielsweise die Kommunikationssituation einer Verhandlung gegensätzliche Interessen im gewaltfreien Streit durch rhetorische Überzeugungsarbeit zu lösen sucht, impliziert eine kriegerische Lösung das Ausüben physischer Gewalt.
Auf den zweiten Blick aber ergeben sich eine Reihe entscheidender Gemeinsamkeiten.
Verhandeln Frauen besser als Männer?
Eine aktuelle Studie der Universität Hohenheim hat ergeben: Nein, ganz im Gegenteil! Männer erzielen in Verhandlungen deutlich bessere Ergebnisse als Frauen. Doch ist das die ganze Wahrheit? Seit den 1980er-Jahren gibt es spezifische Rhetorikratgeber, die sich ausdrücklich an Frauen richten. Dabei geht es vor allem um die Fähigkeit zur „agonalen Rede“, also auf das „Streiten“ausgerichtete Kommunikation. Dieser Kommunikationsstil wurde in der Berufswelt als explizit männlich und aggressiv wahrgenommen. Da wird von den Frauen gefordert die Sympathiefessel, die Bescheidenheit und das kooperative Gesprächsverhalten abzustreifen, um stattdessen die agonale Rhetorik als Modell beruflicher Kommunikation zu etablieren. Diesem Gedanken folgend, dürfte sich eine Frau nur mit einem männlich konnotiertem Kommunikationsverhalten in der Berufswelt durchsetzen. Muss die Frau demnach zum besseren Mann werden, um erfolgreich verhandeln zu können?
Rückblick: Joachim Gaucks Gelegenheitsrede
Joachim Gauck hat am vergangenen Freitag eine gute Rede gehalten. Aber dennoch wird seine Rede einige enttäuscht haben. Doch diese Enttäuschung war notwendig, und sie liegt nicht in einem Mangel an rhetorischer Kompetenz, sondern ist gerade Folge seiner Kompetenz.
Enttäuscht sein musste jeder, der von Gauck ein entschiedenes Plädoyer zu den wichtigen Themen unserer Zeit erwartet hatte (zur Frage, ob und wie die Macht des Kapital national und international begrenzt werden kann; zur Frage, ob und wie wir unsere natürlichen Lebensgrundlagen lokal und global erhalten können, zur Frage, wie unser Bildungssystems zu gerecht gestaltet werden kann usw.). Ein solches Plädoyer wollte und durfte Gauck hier nicht halten – und es muss vorerst offen bleiben, ob er es gekonnt hätte. Für diese Zurückhaltung gibt es drei Gründe.